Sonntag, 11. Juni 2017

Split

























Regie: M. Night Shyamalan

Die Horde....

Seit seinem Welterfolg mit "The Sixth Sense" gilt der indischstämmige Filmregisseur M. Night Shyamalan als Regie-Wunderkind und konnte im Nu eine große Schar von Genrefans erobern. Mit "Unbreakable" und der Geschichte von "Mr. Glass", gespielt von Samuel L. Jackson und seinem Antagonisten Bruce Willis knüpfte er an den Erfolg an. Sein Ausflug ins Science Fiction Fach mit "Signs" gelang auch spielend..."The Village" hatte es da schon viel schwerer und die Nachfolgefilme "Das Mädchen aus dem Wasser", "The Happening", "After Earth" und "Die Legende von Aang" wurden eher zwiespältig bis negativ aufgenommen. Nach dem geglückten Found Footage Film "The Visit" gabs wieder Hoffnung, dass der Filmemacher zu alter Stärke zurückfinden konnte und nun bestätigt "Split" das Comeback.
Wie so oft werden seine Filmfiguren durch bedrohliche und mysteriöse Ereignisse aus ihrem Alltag gerissen. Fast von Beginn an gelingt es Shyamalan eine unangenehm-beklemmende Stimmung zu etablieren, ohne in pure Effekthascherei zu verfallen. Natürlich lässt er sich am Ende des Films nicht lumpen und steuert wieder einen bemerkenswerten Plot Twist bei, der diesmal einen Blick in ein zukünftiges Projekt des Regisseurs gibt. Anfänglich sollte Joaquin Phoenix die Hauptrolle spielen, der war aber leider nicht verfügbar. So wird der Mann, der an einer dissoziativen Identitätsstörung leidet vom Schotten James MacAvoy gespielt und der lieferte vielleicht sogar seine beste Rolle bisher ab.
Casey (Anya Taylor- Joy, bekannt aus "The VVitch") ist eine Außenseiterin und trägt seit ihrer Kindheit (die kleine Casey wird in einigen kurzen Rückblenden von Izzie Coffey verkörpert) ein traumatisches Geheimnis mit sich herum. Das macht sie irgendwann im Lauf der Handlung zu einer Leidensgenossin ihres Entführers Kevin Wendell Trump (James MacAvoy), der insgesamt 23 Persönlichkeiten in sich trägt. Unter anderem sind dies Dennis, Patricia, Hedwig, Die Bestie, Barry, Orwell, Jade. Während Casey und ihre Freundinnen Claire (Lu Richardson) und Marcia (Jessica Sula) ins Auto von Caseys Vater (Sebastian Arcelus) steigen, wird der Vater, der noch Sachen in den Kofferraum einräumt, von dem kranken Psycho überwältigt und plötzlich werden die drei Mädchen mit einem unbekannten Mann am Steuer konfrontiert. Der beäubt seine Opfer und etwas später wachen die drei Teenager in einem Kellerraum ohne Fenster eingesperrt auf. Ihr Entführer wirkt zuerst bedrohlich, dann aber gibt er immer mehr seine Identitätsstörung preis: Einmal als Mensch mit Zwangsstörung, einmal als älgere Dame und ein anderes Mal als neunjähriger Junge. Auch als Modedesigner Barry ist der Mann unterwegs und hat Sitzungen bei der feinfühligen Psychologin Dr. Fletcher (Betty Buckley), die irgendwann immer mehr Hilferufe per E-Mail von seinen anderen Persönlichkeiten erhält. Sie bekommt das Gefühl, dass da etwas grauenvolles dahinter stecken könnte. Bald kommt auch im Gespräch mit der Psychologin eine 24. Persönlichkeit "die Bestie" dazu, die die bisherige "Horde" der Dreiundzwanzig beherrschen könnte. Für die Teeniegirls bedeutet dies irgendwann nicht nur auf Dauer eingesperrt zu sein, sondern die Konfrontation mit einem ganz fiesen Killer...



Was etwas ungewöhnlich wirkt, ist die Dramaturgie des Films - in den ersten zwei Dritteln kommt nur sehr wenig Bedrohung auf, denn nach dem ersten Schock und dem ersten Schreck hat man das Gefühl, dass sich die Mädchen auf eine lange Zeit bei dem kranken Mann einstellen müssen. Immer wieder sorgen andere Persönlichkeiten dafür, dass sich die Lage irgendwie entspannt und keine Todesangst aufkommt. Alles wirkt beinahe kammerspielartig und sehr psychologisch - anhand von eingeflochtenen Therapiesitzungenw wird versucht die Krankheit zu erklären und zwischendurch hat Casey Erinnerungen an ihr Kindheitstrauma.
Dafür schaltet der Film die letzte halbe Stunde auf den Geschwindigkeitsmodus, alle Akteure können körperlich und seelisch aus sich heraus gehen und am Ende steht eine Metarmophose von Crumb und seinen 23 anderen Gesichtern in eine Art Übermensch mit unglaublichen Kräften. Wirklich unglaublich...aber war das nicht auch die Geschichte von Mr. Glass und David Dunn.
Kritker könnten bei "Split" bemängeln, dass der Film sehr lange wenig Dynamik hat und ausschliesslich aufgrund des Interesses an der Thematik "DIS" eine gewisse Spannung aufrecht erhält, der "Thrill" kommt aber erst spät dazu und wird m.E. dann ein bisschen zu sehr auf die Spitze getrieben. Dennoch ist "Split" ein gelungener Psychothriller. 
Mit einem Einspielergebnis von 274 Millionen Dollar gelang ihm ein Riesenerfolg an der Kasse und auch die Kritiker lobten den Film. Bei den Saturn Awards 2017 wurde "Split" als bester Thriller nominiert, ebenso die Darsteller Betty Buckley und Anya Taylor Joy.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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