Sonntag, 22. Januar 2017

Hannibal

Regie: Ridley Scott

Ein Kannibale in Florenz....

Von den vier verfilmten Hannibal Lecter Romanen von Thomas Harris beschreibt Ridley Scotts "Hannibal" aus dem Jahr 2001 die späteste Zeitspanne im Leben des beliebten "Feingeistes" und Serienkiller. Michael Mann stellte zwar als erster Filmemacher den fiesen Hannibal einem Kinopublikum vor und "Manhunter" aus dem Jahr 1986 war ein guter Film, aber Brian Cox hinterließ nicht diesen bleibenden Eindruck wie es der britische Schauspieler Anthony Hopkins in "Das Schweigen der Lämmer" im Jahr 1991 schaffte. Für einen Horrorfilm schaffte Jonathan Demmes Film sogar das Kunststück bei der Oscarverleihung fünf Trophäen abzukassieren - einer ging an Hopkins, einer an die genauso hervorragende Jodie Foster, das Drehbuch von Ted Tally wurde auszgezeichnet - genauso wie der Regisseur und als bester Film schlug er die Mitkonkurrenten "JFK", "Bugsy", "Die Schöne und das Biest" und "Herr der Gezeiten" aus dem Rennen.
Ein Kassenerfolg war der Film sowieso - weltweit ein Umsatz von 272 Millionen Dollar. Kein Wunder, dass alles nach einer Fortsetzung aussah. Es sollten aber 10 Jahre vergehen um zu sehen wie es mit Hannibal und Clarice weiterging. Leider hatte Jodie Foster keine Lust und so muss man sich in "Hannibal" erst einmal an Julianne Moore gewöhnen. Sie ist eine sehr gute Schauspielerin und macht ihre Sache auch gut, aber gegen die Performance von Jodie Foster verliert sie natürlich.
Ansonsten ist "Hannibal" der Hannibal Film, der am meisten Horror bietet. Durch die opulente Machart der ersten ca. 80 Minuten, die in Florenz spielt, wirkt Ridley Scotts Film wie eine bedrückende Horroroper. Natürlich ist der Schauplatz Florenz geradezu wie geschaffen für das Untertauchen von Lecter. Er wirkt dort als Kurator in der Capponi-Bibliothek. Aber man ist ihm auf den Fersen. Durch die hohe Belohnung, die der steinreiche Mason Verger (Gary Oldman), ein früherer Patient und das einzig überlebende Opfer von Lecter, hat er es geschafft zu den 10 meistgesuchtesten Verbrechern aufzusteigen.
Der ehrgeizige Inspektor Rinaldo Pazzi (Giancarlo Gannini) ermittelt in Florenz im Fall des verschwundenen früheren Museumskurator, an dessen Stelle nun der gebildete Dr. Fell (natürlich Hannibal) als Nachfolger diese Arbeit mit großer Begeisterung und Hingabe macht. Aber man ist dem Serienkiller auf der Spur. Verger betreibt die Suche mit größter Verbissenheit, denn er will sich seinen Peiniger persönlich vornehmen und ihn leiden sehen. Auch das FBI ermittelt wieder und Clarice Starling (Julianne Moore) denkt jeden Tag an ihre Begegnungen mit dem Serienkiller vor 10 Jahren. Mit dem Regierungsbeamten Paul Krendler (Ray Liotta) liegt sie im ständigen Clinch. Wegen einem verpatzten Einsatz ist sie bei ihrem Arbeitgeber in der Kritik. Durch Verger kann sie wieder am Fall Lecter arbeiten. In der Zwischenzeit hat aber auch Inspektor Pazzi in Florenz herausgefunden, wer der neue Kurator wirklich ist. Er nimmt Kontakt zum FBI und zu Vergers Gefolgsleuten auf, denn es winkt eine Belohnung von 3 Millionen Dollar. Seine hübsche Frau Allegra (Francesca Neri) ahnt nicht vom gefährlichen Spiel ihres Mannes. Statt den Behörden die Festnahme Lecters zu überlassen, mischt er selbst mit - aus lauter Gier, weil er fürchtet der Zugriff könnte ohne sein Zutun misslingen. Doch er hat nicht mit Lecters Intelligenz gerechnet, der sein Spiel durchschaut hat. Am Palazzo Veccio geschieht ein grauenhafter Mord...
 




Danach verschlägt es Lecter in die Heimat und er wird wieder auf Clarice treffen und natürlich auch auf seinen Todfeind Verger. Der Zuschauer wird mit gefrässigen Wildschweinen konfrontiert, die Menschenfleisch lieben und mit einer geöffneten Schädeldecke. Ausserdem mit einer durchtrennten Hand und mit einer nicht gerade üblichen selbst mitgebrachten Zwischenmahlzeit während eines Fluges.
Im Grunde wirkt "hannibal" beinahe zweiteilig - die lange und ausufernde Sequenz in Florenz ist m.E. total brilliant gelungen und es ist schade, dass die Geschichte dann im Showdown, der 40 Minuten dauert, auf fiese und eklige Schauwerte setzt. Zwar gibts in Florenz auch zwei unappetitliche Sekundenszenen, aber sie verstärken dramaturgisch die morbide Atmosphäre, die sich in der Umgebung des Serienmörders dort auftut. Die Szenen am Ende sind mir zu aufgesetzt und übertrieben. Natürlich ist "Hannibal" nicht dieser ultimative Filmklassiker wie "Schweigen der Lämmer" - aber dennoch ist "Hannibal" ein guter Genrefilm, der eindrücksvoll die beiden Seiten von hannibal Lecter widerspiegelt - einerseits der gebildete Kurator, aber in Sekundenschnelle umgeschaltet auf den bestialischen Killer.
Hopkins spielt einfach klasse - und Giancarlo Gannini spielt so gut - er hätte m.E. sogar eine oscar-Nominierung als beste männliche Nebenrolle verdient. 





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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