Sonntag, 30. Oktober 2016

Sinister 2

























Regie: Ciaran Foy

Dylan und Zack...

Erweist sich ein Film als profitabel, dann folgt sicherlich ein Sequel. Diese Regel gilt vor allem im Horrorgenre. Erfolgsfilme und -konzepte ziehen zahllose Fortsetzungen nach sich, man denke da nur an die Klassiker "Halloween", "Freitag, der 13te" oder "Nightmare on Elm Street". Selbst Hitchcocks "Psycho" wurde in den 80ern als profitables Fortsetzungsthema entdeckt. Ganz zu schweigen von den Horrorfilmen unserer Zeit. "Saw 8" steht in den Startlöchern - und selbst "Wrong Turn", ein brauchbarer Horrorfilm, der aber nur maue Fortsetzungen nach sich zog, brachte es schon auf stolze 6 Filme.
Und ja, die Fortsetzungen müssen auch nicht immer schlechter sein als der erste Teil. "Conjuring 2" ist dem Erstling sogar in Spannung und Detailreichtung überlegen. Und auch die Fortsetzung von "Sinister" ist alles andere als eine Enttäuschung. Der 2012 erschienene Film von Scott Derrickson fand ich in seiner Sparte sogar äusserst geglückt. Ein Grusler, der sich vor allem nicht durch die Vielzahl der Schockszenen hervortat, sondern auf die unheimliche Atmosphäre in einem Haus setzte, wo die Familie Oswalt auf dem Dachboden des Hauses eine seltsame Kiste mit einem Super 8 Projektor und Filme findet. Irgendwann im Verlauf der Geschichte wird klar, dass ein sumerischer Dämon namens Bughuul anwesend sein muss, der sich von Kinderseelen ernährt und eines der Kinder bestimmt seine Familie zu ermorden. Derricksons Grusler war 2012 nach jedem Maßstab ein Hit. Bei Produktionskosten von nur 3 Millionen Dollar spielte er weltweit mehr als 75 Millionen Dollar ein und hat dank seiner dichten Atmosphäre und der originellen Story mit einem einprägsamen Dämon einen Kultfaktor erzielt.
Mir persönlich gefiel "Sinister" noch besser als "Conjuring" oder "Insidious". Scott Derrickson hat gemeinsam mit C. Robert Cargill erneut das Drehbuch geschrieben, doch Regie in "Sinister 2" führte Ciaran Foy.
Gegenüber dem Vorgänger büßte er zwar mit einem Einspielergebnis von 52 Millionen Dollar weltweit etwas ein, aber dennoch kann man wieder von einem guten Kassenerfolg sprechen. Und auch wenn "Sinister 2" qualitativ hinter Teil 1 etwas hinterherhinkt, so ist den Machern dennoch ein weit über dem Durchschnitt liegender Horrorhappen gelungen.
Einen Großteil des Erfolgs verdankt der Film natürlich der fiesen Idee mit den Snuff-Videos von Familien, die ermordet werden. In "Sinister 2" kommen Krokodile zum Einsatz und auch ein Maisfeld dient als Tatort. Dort sind die Familienmitglieder wie Vogelscheuen mit Säcken über dem Kopf aufgehängt und das besessene Kind soll seine Lieben lebendig verbrennen. Dieses Horrorszenario ist gleichzeitig auch der Alptraum des neunjährigen Dylan Collins (Robert Daniel Sloan), der mit seiner Mom Courtney (Shannyn Sossamon) und Zwillingsbruder Zack (Dartanian Sloane) vor dem gewalttätigen, aber reichen Vater (Lea Coco) auf der Flucht befindet. Besonders Dylan war der Aggression des brutalen Vaters ständig ausgesetzt. Sie kommen in einem ländlichen Bauernhaus unter, das neben einer entweihten lutherischen Kirche steht. In diesem Haus - aber das wissen die drei nicht - geschah ein schreckliches Massaker an der dort lebenden Familie. Während die Familie sich dort einlebt versucht ein Ex-Deputy (James Ransone), der die Familie Owalt kannte, hinter das Geheimnis des Dämons zu kommen. Er hat vor sämtliche Häuser, in denen die Bughul Morde stattfanden, abzufackeln. So trifft er auch auf Courtney und ihre beiden ungleichen Jungs. Während Dylan sehr sanft ist, hat Zack auch eine aggressive Ader wie sein Dad. Aber es ist Dylan, der vom Geist eines Jungen namens Milo (Lucas Jade Zuman) heimgesucht wird. Bald sieht er auch noch andere Kinder im Haus, die die anderen gar nicht wahrnehmen...



Tatsächlich ist die Idee mit den ungleichen Zwillingen sehr gut umgesetzt und sorgt dafür, dass "Sinister 2" nicht nur als irgendeine Fortsetzung zu einem Erfolgsfilm wahrgenommen wird, sondern die Zwillinge Robert Daniel und Dartanian Sloan prägen mit ihrem Spiel den gesamten Film. Auch der Besuch der gespenstischen Kinder ist gut in die Geschichte integriert und wie im ersten Teil steht auch die düstere, auswegslose Situation im Vordergrund und eben nicht wie in vielen Genreverwandten die plumpe Aneinanderreihung möglichst effektiver Schockmomente. Diese sind hier in "Sinister 2" äusserst gut platziert und wenn sie kommen, dann wirklich gezielt und tatsächlich äusserst erschreckend. Es gibt da eine szene im Film, die für eine ähnlich fürchterliche Schreckenssekunde sorgt. Das Ende ist leider ein bisschen abstrus und so ist "Sinister 2" dem ersten Teil nicht ganz ebenbürtig - nur beinahe. Aber für die kommende Halloween Filmnacht eine echte Empfehlung, nicht nur für Fans von Horrorfilmen, in denen Zwillinge präsentiert werden....ich denke da an "Shining" und an die Fahrt des kleinen Danny Torrance mit dem Dreirad durch die Korridore des Overlock-Hotel.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Samstag, 29. Oktober 2016

Boy 7



















Regie: Özgür Yildirim

Sonderbare Resozialisierung...

Warum nicht auch mal ein deutscher Film, der auf einen starken Kinotrend dieser Zeit anspringt ? Regisseur Özgür Yildirim drehte bereits einen guten deutschen Gangsterfilm (Chiko) und einen gelungenes HipHopMovie (Blutzbrüdaz). Nun wurde er im Genre der Dystopie mit jugendlichem Helden tätig. Dabei zeigt "Boy 7" ein äusserst zukunftspessimistisches Szenario von einer Leistungsgesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt. Der Film, basierend auf dem Roman von Mirjam Mous wurde bereits kurz vorher bereits in Holland verfilmt. Dort spielte der junge Matthijs van de Sande Bakhuyzen den "Boy 7" - in der deutschen Version wird diese Hauptfigur von David Kross (Krabat, Der Vorleser, Knallhart, War Horse) verkörpert.
Dabei fängt alles wie eine jugendliche Ausgabe von "Bourne identity" an. Denn der junge Typ, der in einem dunklen U-Bahn Schacht wieder aufwacht, kann sich an nichts erinnern. Ziellos schleppt er sich wieder in Richtung Bahnhof und man merkt, dass er die Leute irritiert. Warum ? Ein Polizist stellt ihn und zwingt ihn die Hände hochzunehmen und an die Wand zu stehen. Dort sieht der Junge sein verletztes Gesicht, bemerkt dass der Polizist per Funk durchgibt die gesuchte Person zu haben...in diesem Moment befreit der Junge sich gewaltsam aus der Hand des Gesetzeshüter. Aber wohin ? Durch eine Visitenkarte sucht er eine Bar auf, der Kellner meint, er habe kurz vorher mit einigen Freunden hier was gegessen. In der Toilette der Bar entdeckt er ein vollgeschriebenes Notizbuch, er merkt sofort, dass die Aufzeichnungen von ihm selbst stammen müssen. Dann taucht die mysteriöse Lara (Emilia Schüle) auf, die sich genauso wenig an die Vergangenheit erinnern kann, aber genau die gleiche Brandwunde an der linken Handinnenfläche hat, wie er selbst. Gemeinsam mit ihr lesen sie in diesem Notizbuch und dies führt zu Rückblenden, die dem Zuschauer zeigt, wie alles anfing. Natürlich mit einem Mädchen namens Carla (Ceci Chuh), die weiß, dass Nerd Sam (David Kross) schon seit langem in sie verschossen ist und dessen Fähigkeiten braucht, um sich ins System des Schul-Computers zu hacken und die schlechten Noten zu verbessern. Doch die Straftat wird entdeckt und der arme Sam zu 2 Monaten Resozialisierung in einem Institut namens "Kooperation X" verurteilt. Dort sieht man die vielen Teenager nicht als Straftäter, sondern als fähige Leistungsträger für die Zukunft, die nur fit gemacht werden müssen und deren geniale Fähigkeiten in gute Bahnen gelenkt werden müssen. Chef des Erziehungsinstituts ist  Direktor Fredersen (Jörg Hartmann), dessen rechte Hand ist der sonderbare Isaak (Jens Harzer), dessen unkonventioneller Lehrmethodenstil nicht jedermanns Sache ist. Sam heißt hier Boy 7, er teilt sein Zimmer mit Boy 6 (Ben Münchow) und freundet sich mit Safira (Liv Lisa Fries) an, die ebenfalls ein Genie am PC ist. Auch Lara muss sich dort als Girl 8 bewähren. Eines Tages macht Boy 7 eine sonderbare Beobachtung, die in einen handfesten Thriller mündet...



Und da muss man sagen, dass diese deutsche Dystopie-Variante keinesfalls schlechter ist wie die amerikanischen Vorbilder, egal ob sie nun "Maze Runner" oder "Die Bestimmung" heißen.
"Boy 7" hat eine Laufzeit von 108 Minuten, in der keine Langeweile aufkommt. Es passiert immer etwas, auch wenn man die Rückblenden noch viel besser in die Story hätte einbinden können. So mangelt es den Texten im Notizbuch ein bissel an der Authentizität, sie wirken nicht unbedingt als diese Gedächtnisstützen zurück zur Erinnerung. Wenn ich da an die Rafinesse von "Memento" denke - aber es gibt auch gute Pluspunkte für den Film. Zum einen ist David Kross ein sehr glaubwürdiger und sympathischer Schauspieler, der perfekt in die Rolle des Boy 7 passt. Auch Jörg Hartmann, bekannt als Tatort-Kommissar, macht seine Sache gut. Und auch wenn die Rolle von Jens Harzer fast schon automatisch fürs Overacting angelegt ist...er ist ein guter Bösewicht. Das Institut, eine Mischung aus Eliteinternat und Bundeswehrkaserne, sieht optisch sehr stark aus und sorgt schon rein optisch für eine gewisses Unbehagen. So punktet der Film auf der visuellen Ebene, ansonsten ist die Story irgendwie vorhersehbar. Dennoch lobe ich mir den Mut, dass endlich auch wieder deutsche Genrefilme gemacht werden.



Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Yakuza Apocalypse




















Regie: Takashi Miike

Vampir und Yakuza....

 Seit seinem Debüt als Regisseur drehte der Japaner Takashi Miike beinahe schon 100 Filme. Er ist damit einer der produktivsten Filmemacher der heutigen Kinolandschaft. Seine bekanntesten neuen Arbeiten wie die beiden Samurai Filme "13 Assassins" und "Hara-Kiri", aber auch  "Ace Attorney", "Lesson of the Evil" oder "Wara no tate" waren verglichen mit vielen früheren Werken fast schon seriöse Blockbuster-Themen. Mit "Yakuza Apocalypse" kehrt der 1960 geborene Kinovisionär nicht nur zu seinem Lieblingsthema "Yakuza" zurück, sondern auch zu seinen Ursprüngen. Denn dieser Action Fantasy Yakuza Vampir Film ist einer der verrücktesten Entdeckungen im derzeitigen Kinogeschehen. Viele Szenen fangen humorvoll an, wenden sich aber ins Gegenteil und umgekehrt funktioniert das bei Miike genauso gut.
Attraktionen gibts haufenweise. Denn ältere Männer, die sich unfreiwillig in einem Kellerverließ zu einem Strickclub zusammengefunden haben und sich von ihrem Aufpasser körperliche Züchtigungen gefallen lassen müssen und die Quälerei mental immer besser ertragen können, sind äusserst originell. Auch ein Typ im Froschkostüm, unter dem ein Typ mit Froschmaske steckt ist als Bote einer Apocalypse selten in der Filmlandschaft zu bestaunen. Natürlich dürfen die überspitzten Gewaltszenen nicht fehlen. Miike ist zurück im filmischen Wahnsinn, mit dem er einst berühmt und berüchtigt geworden ist. Held der Geschichte ist der junge Yakuza Kageyama (Hayato Ichihara), der für den legendären Gangsterboss Kamiura (Lily Franky) arbeitet. Der junge Mann ist der Liebling vom Chef, seine Gangsterkumpel (Sho Aoyagi/Kiyohiko Shibukawa) verspotten ihn jedoch, weil er aufgrund seiner empfindlichen Haut nicht tätowiert werden möchte. Was keiner weiß: Der Boss, der als unbesiegbar gilt, ist in Wirklichkeit ein Vampir und ernährt sich vom Blut der strickenden Männer, denn Bürgerblut ist rein und gut - Yakuzablut dagegen eher minderwertig zu betrachten. Eines Tages wird der Chef aber von Assassinen aufgesucht, die ihm nach dem Leben trachten, nachdem er nicht auf deren Forderungen eingeht. In einem schrecklichen Duell wird Kamiura von dem starken Kämpfer Mad Dog (Yayan Ruhian) besiegt. Bevor er stirbt, beißt er aber noch Kageyama, der damit dessen Vampir Kräfte erbt. Als er anfängt seine neuentdeckten Fähigkeiten zu entdecken, verstärkt sich auch der Wunsch Rache an den Mördern zu nehmen. Dazu muss er aber Kaeru-Kun, den mysteriösen Führer dieses fremden Syndikats erledigen...



Vorher muss er aber noch lernen mit seinem neuen Vampirdasein besser zu haushalten, denn wenn er seinen Blutdurst stillt, dann macht er aus Bürgern Yakuza-Vampire und so kommt das Gleichgewicht der Stadt bzw. des Lebens in Unordnung. Und das Mädchen Kyoko (Riko Narumi), dass er mag, muss sich erstmal damit anfreunden einen Vampir zum Freund zu haben. Miike hat viele sonderbare und bizarre Einfälle eingebaut. Man kann gar nicht alle erwähnen. Da wäre die Nachfolgerin vom Boss (Reiko Takashima), die irgendwann im Laufe der Geschichte das Problem hat, dass ihr ohne ersichtlichen Grund stets eine weiße Suppe aus dem Ohren tropft. Natürlich ist der Frosch das Highlight - der irgendwann auch noch auf Godzilla Größe mutiert. Insgesamt ist "Yakuza Apocaylpse" kein Meisterwerk der Filmgeschichte, aber ein extrem irrer und unterhaltsamer Bilderbogen aus fernöstlicher Kampfkunst, bizarrem Horror, Fantasy und ein bisschen Lovestory. Man kann über diesen stellweise genialen Wahnsinn nur staunen und ablachen.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Samstag, 22. Oktober 2016

Conjuring 2

























Regie: James Wan

Valak rocks the House...

"Schatz, wir haben einen neuen Auftrag" - bereits zum zweiten Mal lässt Horrorspezialist James Wan (Saw, Insidious, Death Silence) den bekannten Dämonologen Ed Warren, gespielt von Patrick Wilson, filmisch wieder auferstehen. Gemeinsam mit seiner extrem hellsichtigen Ehefrau Lorraine, die heute noch lebt, waren sie über drei Jahrzehnte lang die führenden Spukforscher in den USA. Beide hielten an Hochschulen und Universitäten Vorlesungen zu parapsychologischen Themen, sie untersuchten bekannte Spukhäuser wie das Ocean Born Mary House in Henniker, New Hampshire und das berühmte Haus in Amityville. Ein Geisterhaus, dass schon in den 70er Jahren ein Kinothema war und von Stuart Rosenberg erfolgreich verfilmt wurde. In den 80er Jahren untersuchte das Ehepaar ein Haus in Connecticut, dass später ebenfalls Filmthema wurde: "Das Haus der Dämonen" wurde von Peter Cornwall realisiert und sicherlich den Horrorfans bestens bekannt. Noch erfolgreicher wurde aber James Wans Geisterhaus-Abstecher in die Vergangenheit. "Conjuring" spielte weltweit phänomenale 317 Millionen Dollar ein und wurde inzwischen vom Nachfolgefilm "Conjuring 2" um 3 Millionen Dollar Einspiel überboten. Erstmalig wurden die Warrens auch zu den Hauptfiguren beider Geschichten. Während sich Teil 1 auf ein altes Farmhaus in Harrisville in Rhode Island bezieht, agieren die beiden im Nachfolger bereits international. Denn auch in England gibts anscheinend ein Geisterhaus in Enfield, wo ein aggressiver Poltergeist sein Unwesen treiben soll. Man spricht sogar in den Medien bereits von dem "englischen Amityville" und obwohl Lorraine (Vera Farmiga) düstere Vorahungen hat und in Visionen den Tod ihres Mannes sieht, wollen die beiden den geplagten Bewohnern des Hauses helfen und mal für drei Tage vorbeischauen. Ziel ist es herauszufinden, ob hier wirklich übersinnliche Ereignisse geschehen oder ob vielleicht die elfjährige Janet Hodgson (Madison Wolfe) dies alles vielleicht nur vortäuscht. Sie ist es, die am meisten Kontakt mit dem Geist (ein sehr alter Mann, der in einem Sessel des Hauses verstarb) hat. Aber sehr schnell bemerken auch die Mutter Peggy (Frances O´Connor) und die drei Geschwister Margaret (Lauren Esposito), Billy (Benjamin Haigh) und Johnny (Patrick McAuley), dass sich schwere Möbel im Haus von ganz alleine bewegen, dass es überall zu klopfen scheint und bald spricht Jane auch manchmal mit der Stimme dieses alten Mannes. Dies ist natürlich ein Fall für die Warrens und obwohl Ed seiner besorgten Frau verspricht nur mal kurz im Geisterhaus vorbeizuschauen, sind sie bereits kurz nach der Ankunft extrem ins Geschehen involviert. Mit dem britischen Experten Maurice Grosse (Simon McBurley), der skeptischen Parapsychologin Anita Gregory (Franka Potente) und einem Kameramann gehts gleich zur Sache...




In der A-Note kann man James Wan wieder einmal eine sehr gute Note bescheinigen. "Conjuring 2" ist genauso gut wie der Erstling und man merkt, dass der Filmemacher aus Malaysia sein Handwerk bestens versteht. Eine extreme Liebe zum Detail ist zu erkennen, dies zeigt sich an dem sehr authentischen Retrolook, mit dem die Geschichte aus den 70er Jahren ausgestattet ist. Im Schlafzimmer der Teenies hängen Poster der Bay City Rollers und auch Kleider und Frisuren weisen sofort auf den Zeitpunkt der Ereignisse hin. Es gibt auch sehr gute Kamerafahrten und mit einem Gemälde einer teuflischen Nonne und einer mysteriösen Wundertrommel ganz stimmige Details, die den Gruselgehalt der Geschichte zu steigern vermögen. Freunde des ersten Teils werden hier ebenfalls entzückt sein. Tatsächlich gehört "Conjuring 2" in der Gesamtschau sicherlich zu den besseren Geisterfilmen. Man merkt die Professionalität des Regisseurs. Allerdings ist mir - genau schon wie beim ersten Teil und bei vielen anderen neuen Geisterfilmen - die Anzahl der Geistereffekte viel zu hoch. Das mag daran liegen, dass ich die Subtilität bevorzuge und noch immer die beiden Klassiker "Schloß des Schreckens" von Jack Clayton und "Bis das Blut gefriert" von Robert Wise für die besten Geisterfilme aller Zeiten halte und die kamen mit relativ wenig Schockmomenten aus und setzten stattdessen auf geniale Schauspielerleistungen. In "Schloß des Schreckens" auf Deborah Kerr und in "Bis das Blut gefriert" auf Julie Harris und Claire Bloom. In manchen Szenen weiß auch Wan diese unheimliche Atmosphäre zu nutzen, andererseits setzt er aber immer wieder auch auf den beinahe schon plumpen Effekt. Dennoch: Die Qualität überwiegt und auch das Duo Patrick Wilson und Vera Farmiga gefällt mir in ihrem unentwegten Kampf gegen die Dämonen dieser Welt.





Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Green Room



Regie: Jeremy Saulnier

In der Todesfalle der Skins...

Seine bekannteste Rolle war der Navigationsoffizier Chekov in den neuen "Star Trek" Filmen. Doch Anton Yelchin wurde nur 27 Jahre alt. Der in Leningrad geborene Schauspieler starb am 19. Juni 2016 an den Folgen eines tragischen Unfalls. Auf seinem Grundstück in Studio City wurde er von seinem eigenen zurückrollenden Auto am Tor der Garageneinfahrt erdrückt.
Neben den Star Trek Filmen überzeugte er auch in "Fright Night" oder "Odd Thomas". Seine vorletzte Filmrolle hatte er in Jeremy Saulniers "Green Room". Der sehr blutige Thriller wandelt auf den Spuren von John Carpenter - Ähnlichkeiten mit dessen Meisterwerk "Assault - Anschlag bei Nacht" werden schnell wach. Und dies nicht nur wegen der ähnlichen Story, dass sich eine kleine Gruppe von Menschen einer Überzahl an Gegnern stellen muss, die ein Haus umstellen. Auch die Machart von Saulniers Film ist grimmig und wirkt wie ein Alptraum. Nach seinem Neo-Noir "Blue Ruin" ist ihm damit ein weiterer spannender Thriller gelungen, der von Aussenseitern handelt und auch die gewalttätige Selbstjustiz beschreibt.
Pat (Anton Yelchin), Sam (Alia Shawkat), Reece (Joe Cole) und Tiger (Callum Turner) - so heißen die Mitglieder der Punkband "The Ain´t rights", die durch den Nordwesten der USA touren. Tiger ist der Leadsänger, Reece ist Drummer,Pat spielt den Bass und Sam Gitarre und sie können sich mit wenigen Konzerten gerade mal über Wasser halten. In Seaside, Oregon übernachten sie bei Tad (David W. Thompson), der für sie immerhin einen Ersatzgig vermitteln kann, nachdem ein größeres Konzert abgesagt wurde und auch nichts aus einem Auftritt in einer mexikanischen Bar wurde. Dieser Gig führt sie in eine Rockerbar in den Wäldern von Oregon. Tad warnt aber, dass hier sehr viele Skinheads und auch Nazis verkehren. Nichtsdestotrotz wird der Auftritt ein guter Erfolg, obwohl sie mit dem Dead Kennedys Cover "Nazi Punks Fuck off" eröffnen. Der Sound sagt den aggressiven Gästen aber zu. Als sie bereits am Aufbrechen sind, will Pat Sams Telefon holen, dass sie vergessen hatte. Aus Versehen landet er in einem grünbeleuchteten Raum, auf dem Boden liegt eine Tote. Deren Freundin Amber (Imogen Potts), die sich ebenfalls in diesem grünen zimmer aufhält,  bittet Pat die Polizei zu rufen. Das tote Mädchen wurde von dem Skin Big Justin (Eric Edelstein) ermordet. Mit einem Trick schaffen es Darcy Banker (Patrick Stewart), der Führer der Skins und sein Kompagnon Gabe (Macon Blair) den Polizisten ein anderes Opfer einer Messerattacke zu präsentieren. Denn die Skins haben längst beschlossen, die Punkband, die drinnen von Big Justin festgehalten werden, zu beseitigen. Gemeinsam mit Amber schafft es Band jedoch ihren Aufpasser zu überwältigen. Aber nun geht es nur noch ums Überleben...


Hier erweist sich der Film als sehr brutal. Besonders die Angriffe der Pitbulls, die von den Nazis scharf gemacht wurden, sind äusserst heftig. "Green Room" braucht vielleicht eine gewisse Anlaufzeit, aber irgendwann mündet diese fast aussichtslose Lage in einen erbarmungslosen Nervenkitzel, der zunehmend beklemmder wird und tatsächlich diese seltene klaustrophobische Stimmung erzeugt wie "Assault". Dies gelingt natürlich auch durch die gute Ensembleleistung der Darsteller. Aber nicht nur Patrick Stewart als intelligenter, bösartiger Nazi und Anton Yelcin als sensibler Punkrocker spielen ihre Rollen gut. Auch der Engländer Joe Cole überzeugt - er ist der Mutigste und starke Typ der Band, eigentlich prädestiniert dafür eine tragende Figur in diesem aussichtslosen Kampf zu spielen, doch Saulnier untergräbt diese Erwartungen, dieser Part muss ein anderes Bandmitglied spielen. Auch die Figur, die Imogen Potts spielt, gewinnt immer mehr an Profil. Die Figurenzeichnung ist für einen Mitternachtsschocker dieser Art, mit diesen eruptiven Gewaltorgien, die der Film zeigt, recht tief. Das Schlußbild gehört einem der Pitbulls. Eine Szene, die lange im Gedächtnis bleiben wird.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Hardcore

























Regie: Ilya Naishuller

Ich...Nur mal kurz die Welt retten....

Möchtest du ein Cyborg sein ? Mit "Hardcore" (Original: Hardcore Henry), einer russisch-amerikanischen Filmproduktion von Timur Nuruachitowitsch Bekmambetow ist es möglich, dass jeder Zuschauer zum Ego-Shooter der Geschichte wird, denn der Film ist konzipiert wie ein schnelles Computerspiel, bei dem der Spieler aus der Egoperspektive in einer Spielwelt agiert und mit Kraft, Schnelligkeit, übernatürlichen Fähigkeiten und Schusswaffen die Feinde bekämpft.  Also nicht Jason Statham, Dwayne Johnson oder Vin Diesel ist der Held, sondern Henry (Du) ist kybernetisch aufgemotzt und übermenschlich fit. Ein Film für eine ganz bestimmte Zielgruppe: Junge Kerle zwischen 14 und 30, die gerne am PC spielen und die auf Actionfilme schwören, die keine Pause anbieten. "Hardcore Henry" ist adrenalingeschwängert und es ist ein Leichtes, dass genau dieser Zuschauer ständig im Kopf des Protagonisten Henry steckt. Er sieht durch seine Augen und töten mit seinen Händen. Regie in 'Hardcore" führte Ilya Naishuller. Dabei haben sich die Macher an Videogames wie "Far Cry" oder "Call of Duty" orientiert. Das 92 minütige ADHS-Spektakel beginnt fast noch gemütlich in einem Forschungslabor. Du liegst da auf dem OP-Tisch und eine hübsche Blondine (Haley Bennett) im Arztkittel schraubt Dir Arme und Beine an. Die attraktive Wissenschaftlerin ist sogar deine Frau, wie du erfährst und in dem Moment, als sie dir wieder deine Stimme zurückgeben will, stürmt ein Trupp bewaffneter Soldaten unter der Führung des durchgeknallten Bösewichts Akan (Danila Kozlovsky) das Sanatorium, dass Teil eines Luftschffes ist, das über Moskau kreist. Der Psychopath will die Weltherrschaft an sich reissen mit einer Heerschaar von Cyborgmutanten. Mit dieser Armee könnte es ihm auch gelingen. Doch du kannst ihn daran hindern, weil dir die Flucht gelingt. Mit einer Rettungskapsle bringst du dich erstmal in Sicherheit, doch in Moskau lauert jede Sekunde eine neue Gefahr. Schon auf der Schnellstraße, wo du eine Bruchlandung hingelegt hast. Du hast keine Freunde...bis auf diesen mysteriösen Jimmy (Sharlto Copley), der dir immer wieder hilft. Der lotzt dich auch mal kurzzeitig in ein Bordell. Und er hat geniale Seiten an sich, vor allem hat er diverse Avatare...



tatsächlich sind die Szenen mit Sharlto Copley stellenweise richtig gut und originell. Sogar eine Musicalszene ist dabei. Ansonsten wird viel geballert und eine Überdosis Splatter wird serviert. Da werden im Akkord Köpfe abgeballert und Blutfontänen färben alles in Rot. Man fühlt sich in einer Achterbahn, die 92 Minuten lang läuft. Tatsächlich ist der Film in seiner Gattung ausserordentlich originell und es dürfte ein leichtes sein, dass "Hardcore" zum Kultmovie avanciert. Natürlich gehört zu so einem jungen und modernen Film natürlich auch ein bemerkenswerter soundtrack, u.a. zu hören ist "Dont stop me now" von Queen, "Let me down easy" von The Stranglers, "Down by the Water" von The Drums, "My Girl" von The Temptations, "Dustbus" von Biting Elbows oder "Für Hildegard von Bingen" von Devendra Banhart. Insgesamt ist man bei "Hardcore" gut unterhalten, auch wenn ich altersmässig nicht mehr zur Zielgruppe gehöre und Filme mit Tiefgang bevorzuge und manche Einstellungen dann über Gebühr strapaziert wurden. Aber innovativ und orginell ist der Film schon.



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.