Samstag, 20. Dezember 2014

Oculus

























Regie: Mike Flanagan

Geister und Psychosen....

"Oculus" stellt die Frage, ob man seinem eigenen Erleben oder seinen eigenen Augen trauen kann. Der Horrorfilm von Mike Flanagan lässt seine Geschichte auf zwei Zeitebenen ablaufen, was einen zusätzlichen Reiz ausübt. Die Story erzählt vom Schicksal der beiden Geschwister Tim (Brenton Thwaites) und Kaylie Russell (Karen Gillan), die als Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren den furchtbaren Mord des Vaters Alan Russell (Rory Cochrane) an der eigenen Mutter (Katee Sackhoff) erleben mussten. Während die starke Kaylie scheinbar die Ereignisse, die nun 11 Jahre zurückliegen, recht gut verarbeitet hat, musste ihr jüngerer Bruder, der den Vater in Notwehr erschießen musste,  seine daraus resultierende Psychose jahrelang in einer Psychiatrie behandeln lassen. Nun ist es soweit: Laut ärztlicher Einschätzung ist der inzwischen 21jährige junge Mann so gesund, dass er die schützende Einrichtung verlassen kann. Es wird aber sehr schnell klar, dass seine Schwester nun endlich das Kapitel auf ihre Weise beenden möchte - sie wirkt zwar stark, aber sie hat die Ereignisse von damals nie wirklich verarbeiten können. Denn sie ist immer noch felsenfest davon überzeugt, dass damals eine übernatürliche Macht die Ereignisse im Haus auslöste. Somit glaubt sie, dass auch der eigentlich einfühlsamen Vater so manipuliert worden ist, dass er immer aggressiver wurde, schliesslich auf Befehl seine eigene Frau zuerst im Schlafzimmer ankettete und bald darauf tötete. Die Kinder wären die nächsten gewesen, die der Vater meucheln wollte. Die junge ist davon überzeugt, dass der prunkvolle, schwarze antike Lasser Spiegel, den die Eltern kurz vor der Katastrophe kauften, ein Tor zu einer dämonischen Welt sein muss. Diese gewagte Theorie untermauert die junge Frau mit der recherchierten Geschichte dieses Spiegels, denn keiner seiner Besitzer wurde in der Vergangenheit vom Schicksal verschont. Es gab häufig viele Todesfälle und die Geschichten dazu haben erstaunliche Parallelen. Zum Beispiel war das erste Opfer des Dämons immer der Hund der Familie. Durch seine Schwester kommt auch in Tim wieder die Erinnerung an früher hoch und zunächst vermutet er, dass seine Schwester mgöicherweise auch psychiatrisch behandelt werden müsste. Hat doch sein Therapeut davor gewarnt, dass gerade die Schwester den Heilungserfolg wieder ins Wanken bringen könnte. Sie kann Tim aber dennoch überreden ins alte Haus zurückzukehren, dort hat sie auch den Spiegel bringen lassen, der inzwischen wieder die Besitzer wechselte. Nun heißt es auf die Dämonen von einst zu warten und die geisterhafte Gestalt, eine Frau (Marisol Siegel), die die Kinder damals im Büro ihres Vaters sahen, lässt auch nicht lange auf sich warten...


Seinem preisgekrönten Kurzfilm ließ Mike Flanagan sieben Jahre später einen Langfilm folgen. Sein Genrebeitrag ist zwar ein bisschen B-Picture, aber  dennoch mehr als nur ein Horrorfilm, in vielerlei Hinsicht ist ihm ganz nebenbei auch noch ein Drama geglückt.  Dabei hat der Film auch raffinierte Feinheiten zu bieten, etwa dann, wenn die neuen Ereignisse im Haus sich mit den Erinnerungen der Kinder szenisch abwechseln und stellenweise sogar überlappen. HIer entfaltet der Film eine gruselige und atmosphärisch dichte Stimmung, ohne offensichtlich zu sein. Der Regisseur hat die Gabe mit den Erwartungen des Zuschauers zu spielen, auch und gerade, weil er sich nicht festlegt, was er diesen nun wirklich vorsetzt. Ist es nun diese übernatürliche Präsenz - im Film tauchen immer wieder Gestalten mit geisterhaften Augen auf - oder ist es die eigene Besessenheit, die den Protagonisten einen derart tödlichen Streich spielen ? Jedenfalls kann Kaylie ihren Bruder irgendwann überzeugen, dass nicht er wahnsinnig war, sondern dass der Spiegel im Haus das Böse verbirgt. Im Zweifelsfalle leiden aber beide an einer gemeinsamen Psychose und dies ist der faszinierende Aspekt des Films "Oculus". Die Frage ist gestellt, ob Erinnerungen aus der Kindheit durch das Bewusstsein eines Erwachsenen so sehr gefiltert werden, dass sie nicht mehr mit der Realität konform gehen. Fest steht nur, egal welcher Auslöser, die beiden Geschwister sind traumatisch völlig aus der Bahn geworfen. Die Rückkehr ins Haus verdreht die Sinne und der Zuschauer ist gebannt von dem dämonischen Treiben, aber was wäre wenn dies nur alles Einbildung wäre.  Zuerst war der Film als Found Footage Beitrag geplant, aber man kann die Macher nur beglückwünschen es nicht getan zu haben. Sonst hätte man auf die große Stärke des Films (die Zusammenführung beider Zeitpunkte und Handlungsstränge) womöglich untergraben. Für mich ein sehr geglückter Geisterfilm, der durch seine hintergründige Art gefällt.
Film spielt in zwei verschiedenen Zeitpunkten: die Gegenwart und 11 Jahre zuvor. Die beiden Handlungsstränge parallel durch Rückblenden erzählt.


 Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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