Montag, 26. November 2012

Wenn die Gondeln Trauer tragen
























Regie: Nicholas Roeg

Der bösartige Schleier des Schicksals...

Restaurator John Baxter (Donald Sutherland) lebt gemeinsam mit seiner Frau Laura (Julie Christie) und zwei kleinen Kindern ein ruhiges Leben auf einem schönen Landsitz in England.
Als die kleine Tochter beim Spielen im Teich ertrinkt, ist die Familienidylle mit einem Schlag beendet. Um den tragischen Verlust verarbeiten zu können, nimmt John ein Angebot aus Venedig an. Dort in der Lagunenstadt soll er auf Geheiß des Bischofs eine marode Kirche restauieren, seine immer noch traumatisierte Frau begleitet ihn auf der Reise.
In der Stadt ist gerade die Saison vorüber, einige Hotels schließen in diesen kommenden Wintermonaten.
Laura nimmt täglich ihre Tabletten, John stürzt sich mit Eifer an die neue Arbeit. Trotz allem raufen sie sich immer wieder zusammen, um das Schicksal zu meistern und um eine gemeinsame Zukunft zu haben.
Bei einem Restaurantbesuch macht das Paar Bekanntschaft mit zwei etwas sonderbar wirkenden älteren Schwestern aus Schottland. Die beiden Damen geben sich reichlich mysteriös, die blinde Wendy (Hillary Mason) hat gar die Gabe des zweiten Gesichts und sie teilt Laura im Beisein ihrer Schwester Wendy (Clelia Matania) mit, dass sie die verstorbene kleine Tochter des Paares am Tisch mit ihnen sitzen sah und das Mädchen sei sehr glücklich gewesen. Dabei erwähnt die hellsichtige Frau sogar den roten Regenmantel des Kindes - genau dieses Kleidungsstück hatte das Mädchen am Tag ihres Todes an.
Durch diese Aussagen wird Laura zunehmend euphorisch, sie glaubt diesen Schilderungen und meint ihrem toten Kind ginge es im Jenseits tatsächlich sehr gut.
Auf John wirken diese Geschichten der beiden Schwestern eher verstörend, er will von diesem Humbug nichts wissen.
Venedig wirkt auf John und auf Laura gleichermassen faszinierend, obwohl ein mysteriöser Mörder die Lagunenstadt in Atem hält...


Nicolas Roegs Thriller "Wenn die Gondeln Trauer tragen" heisst im Original "Don´t look back" und entstand 1973 nach einer Erzählung von Daphne du Maurier.
Mit einer verstörenden Musik von Pino Donaggio und faszinierend morbiden Bildern des Kameramannes Anthony B. Richmond wird ein unheimliches Venedig gezeigt. Dabei spielt ein roter Regenmantel eine große Rolle, der beim Betracher John ganz bestimmte Assoziationen weckt.
Der Film endet mit der vielleicht verstörendsten und schrecklichsten Filmsequenz, die ich je gesehen habe und die mich beim ersten Mal nachhaltig beeindruckte. Genauso wie der ganze Film selbst, der einen sehr langsamen Aufbau der Story hat, aber dafür umso mehr an mysteriöser Atmosphäre bieten kann. Für mich ist dieser britische Klassiker einer der fünf besten Horrorfilme, die je gedreht wurden.
Die ganze zeit ist eine unheimliche, unterschwellige Bedrohung spürbar, dabei ist die Realität immer wieder mit einem schicksalhaften Band verbunden, dass immer unterschwellig präsent bleibt.
Nicht zuletzt deshalb weil menschliche Träume und Glaube den Platz frei machen für einen nicht sichbaren Part in der Existenz, das Unterbewusstsein steuert sozusagen die Geschicke der Figuren und bringt vexierbildhafte Visionen mit sich.

Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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